Mehr zu Shiatsu

Shiatsu ist ungefähr 100 Jahre alt. Es hat seine Wurzeln in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Diese arbeitet zwar schon immer mit Stimulation des Meridiansystems durch Do-in, Selbstbehandlung und so genannte Anma, also mit unterschiedlichen Akupressurtechniken. Shiatsu als sich daraus ableitende Therapieform ist jedoch in Japan erst seit ca. 100 Jahren anerkannt. Die TCM ist uns allen eher im Zusammenhang mit der Akupunktur bekannt. Sie ist mindestens 3000 Jahre alt. Erste Aufzeichnungen des Meridiansystems gibt es aus dem Jahr 300 v. Chr. Die TCM wiederum leitet sich aus dem Daoismus ab, dessen zentrales Element das Beobachten und Wahrnehmen der Natur, einschließlich des Menschen ist. Zum Beispiel das Erkennen der vier bzw. fünf Jahreszeiten, die menschliche Entwicklung des Individuums mit seinen verschiedenen Lebensphasen, das Beobachten der Planeten und des Sternenhimmels. Also das Erkennen von Rhythmen und Wandlung, von Werden und Vergehen, in der fernöstlichen Philosophie bekanntermaßen dargestellt im Symbol von Yin und Yang. So arbeitet die TCM mit den Fünf Wandlungsphasen, den Fünf Elementen. Sie beschreibt das Element Wasser, das dem Winter zugeordnet ist; das Element Holz oder Baum, dem Frühling zugeordnet; das Feuer-Element, Sommer; die Erde im Spätsommer und als Qualität zwischen allen Jahreszeiten, als fünfte Jahreszeit und das Metall mit der Energie des Herbstes. Alles zwischen Himmel und Erde, der Himmel und die Erde selbst werden den verschiedenen Elementen, die sich gegenseitig hervorbringen, nähren und kontrollieren, zugeordnet.

Das genau tun wir im Shiatsu auch. Auch im Shiatsu geht es darum zu erkennen, wie sich die fünf Elemente in uns Menschen und unserem Leben zeigen. Verschiedene Energiebahnen, Meridiane mit den dazugehörigen Organen, Körperfunktionen und geistig-seelischen Aspekten sind diesen Elementen zugeordnet. Shiatsu will Impulse geben, das dynamische Gleichgewicht dieser fünf Wandlungsphasen zu erhalten, will Blockaden lösen und die Lebensenergie stärken.
Wir geben Shiatsu auf der Erde und arbeiten im Vierfüßlerstand. Wir benutzen unser Körpergewicht, um mit unseren Handinnenflächen und Handballen, Daumen, Unterarmen, Ellenbogen, evtl. Knien in den Meridian einzusinken. Das heißt, dass wir nicht mit Druck durch Muskelkraft arbeiten, sondern uns durch Verlagerung unseres eigenen Körpergewichtes, nicht zu viel und nicht zu wenig, einsinken lassen. Wir benutzen unsere Körperachsen so, dass wir unser Gewicht gut ausbalancieren und unser Einsinken gut dosieren können. Die Qualität der Berührung erhält dadurch Direktheit und Tiefe.

Die Ebene des Energieflusses in den Meridianen ist die feinstofflichere Ebene. Auf dieser Ebene therapeutisch anzusetzen ist besonders sinnvoll, weil Krankheiten hier beginnen, bevor sie grobstofflich sichtbar werden, und wir, sprich die westliche Medizin, dann sagen würden, wir seien krank. Die TCM definiert Krankheit bereits da, wo sich Ungleichgewicht bzw. Disharmonie auf der feinstofflichen Ebene zeigt. Genau hier kann durch Shiatsu die Balance wieder hergestellt werden.

Die tiefe Entspannung, die durch Shiatsu erreicht wird, verändert unseren Atem und somit unser Bewusstsein. Bewusster Atem bringt uns wieder näher zu uns selbst, in unsere Mitte. Wir gehen mit unserer Aufmerksamkeit nach innen. Besinnen uns auf die Dinge, die für uns wirklich wichtig sind, nehmen unsere echten Bedürfnisse und unser Potential wieder deutlicher wahr.

Zen-Shiatsu ist der Shiatsu-Stil, der sich hier in Europa sehr etabliert hat und den auch ich gelernt habe. Er wurde von dem Japaner Shizuto Masunaga begründet. Masunaga erweiterte das System der zwölf traditionellen Hauptmeridiane und definierte sie, im tiefen Verständnis der östlichen Lehre, als Manifestation der Körper-Geist-Funktion. In der Shiatsubehandlung betont er den Aspekt des reinen Seins in der Gegenwart, das wertfreie Arbeiten mit dem was ist, in Meditation und achtsamer Präsenz.